Der Direktor des Österreichischen Jüdischen Museums, Dr. Johannes Reiss, führte mit Schülern, die sich im Rahmen der AKJF („Aktion Kulturdenkmal Jüdischer Friedhof“) im April 2007 für die Erhaltung des jüdischen Friedhofes in Wiener Neustadt aktiv eingesetzt hatten, am 25. Oktober ein Spezial-Workshop – unterstützt von Kulturkontakt Austria (KKA) – durch.
Am 25. Oktober 2007 fand am BRG Gröhrmühlgasse eine Veranstaltung für Schüler aus 7. und 8. Klassen statt. Bei den Teilnehmern handelte es sich ausschließlich um Schüler und Schülerinnen, die im vergangenen Schuljahr an einem klassen- und fächerübergreifenden BRG-Projekt über die jüdische Gemeinde von Wiener Neustadt teilgenommen und sich am sog. „Aktionstag“ am 16. April 2007 persönlich für den unter Denkmalschutz stehenden jüdischen Friedhof engagiert hatten.
Mit der „Aktion Kulturdenkmal Jüdischer Friedhof“ (AKJF) waren anlässlich des Shoa-Gedenktages – mit Unterstützung der Magistratsabteilung 13, Mag. G. Sinabell, und einiger Firmen (vgl. unter “Aktionstag”- Kulturdenkmal Jüdischer Friedhof WN) – auf dem Areal des jüdischen Friedhofes in Wiener Neustadt von rund 60 Schülern und Schülerinnen sehr umfangreiche Schnitt- und Reinigungsarbeiten durchgeführt worden. Damit wurde ein wichtiger Beitrag zur weiteren Erhaltung dieses Kulturdenkmals geleistet, weshalb diese Aktion sowohl vonseiten der politisch Verantwortlichen (Stadtgemeinde, Kultusgemeinde) als auch vonseiten diverser Institutionen des Bundes (z. B. Zentrum polis – Politik lernen in der Schule, Bundesdenkmalamt) sowie der Elternschaft große Anerkennung fand. Anlässlich des „Aktionstages“ waren Schüler an den Initiator der AKJF, Dr. Werner Sulzgruber, herangetreten, ob sie nicht Näheres über Grabsteine, ihre Symbolik und ihre Inhalte, erfahren könnten.
In diesem Zusammenhang wurde nun für jene Schüler, die einen derart vorbildlichen Einsatz für diesen Ort gezeigt hatten, ein Workshop organisiert. Für diesen konnte der renommierte Experte Dr. Johannes Reiss, Direktor des Österreichischen Jüdischen Museums in Eisenstadt und Fachmann in Fragen jüdischer Kultur, gewonnen werden.
Da es die anhaltend schlechte Wetterlage nicht erlaubte, die Veranstaltung, wie geplant, direkt auf dem Gelände des jüdischen Friedhofes durchzuführen, wurde sie ans BRG Gröhrmühlgasse verlegt. Dr. Reiss informierte hier mit Hilfe von unterschiedlichen Medien die interessierten Schüler (7.A und 8.C) nicht nur über jüdische Rituale, Mythen, Trauerbräuche und Ähnliches, sondern stellte auch beispielhaft den typischen Aufbau von Grabinschriften auf jüdischen Grabsteinen dar, sodass die Teilnehmer dazu in der Lage sein sollten, auf allen jüdischen Grabsteinen der Welt wichtige Textbausteine und Symbole zu erkennen und zu verstehen.
Auf diesem Wege konnte man auch die Unterschiede und Verbindungen im Vergleich zu den Gebräuchen und religiösen Grundlagen im Christentum erkennen, was gerade unmittelbar vor Allerheiligen und Allerseelen (1./2.11.2007) zu einer besonderen Sensibilisierung für das Thema zu führen vermochte.
Zu dieser Veranstaltung konnte außerdem ein weiterer besonderer Gast begrüßt werden: Dr. David Weiss, Sohn des letzten Rabbiners von Wiener Neustadt (Dr. Heinrich Weiss), der 1938 wie hunderte andere Juden und jüdische Familien aus Wiener Neustadt vertrieben worden war. Er beantwortete gerne einige Fragen, die von den Schülern spontan gestellt wurden. Dr. Weiss bedankte sich abschließend bei den anwesenden Schülern für ihre Leistung, d.h. das, was sie für den jüdischen Friedhof gemacht hatten, und brachte seine Anerkennung zum Ausdruck.
Schüler und Schülerinnen des BRG, die sich aktiv engagiert haben –
vorbildlich hinsichtlich ihres Interesses, ihres nunmehrigen Wissens
und ihres praktischen Engagements!