Am Anfang war eine Idee
Anfang März 2011 wurde am BRG Gröhrmühlgasse auf Initiative von Dr. Werner Sulzgruber eine Spendensammlung gestartet. Schüler, Eltern und Lehrer wurden um ihre Mithilfe ersucht, um sogenannte „Stolpersteine“ zur Erinnerung an zwei jüdische Familien aus Wiener Neustadt verlegen lassen zu können. Das gesetzte Ziel war es, gemeinsam zu versuchen, die Kosten von 855,- Euro für neun „Stolpersteine“ aufzubringen.
Die „Stolpersteine des BRG Gröhrmühlgasse“ stellen ein Zeichen gegen Rassismus & Antisemitismus, „gegen das Vergessen“ bzw. für Toleranz dar.
Was sind „Stolpersteine“?
„Stolpersteine“ sind eine Projektidee des Künstlers Gunter Demnig. Die Steine (in der Größe eines Pflastersteins, versehen mit einer Messingplatte und Inschrift) sollen an Opfer des Nationalsozialismus erinnern und werden an der Wohnadresse oder Wirkungsstätte der betreffenden Person im Boden verlegt. Es handelt sich um ein internationales Gedenk-Projekt. Auch in Wiener Neustadt wurden 2010 bereits 21 „Stolpersteine“ gesetzt.
Näheres erfahren Sie auf den folgenden Webseiten:
www.stolpersteine-wienerneustadt.at
Der Bezug zu unserer Schule
Die „Stolpersteine des BRG Gröhrmühlgasse“ sollen beispielsweise an einen ehemaligen Schüler erinnern, der in der Zeit des Nationalsozialismus getötet wurde, weil er Jude war. Sie sollen weiters an eine Familie erinnern, die nahe der Schule lebte und in der Shoa zu Tode kam. Bei beiden Familien, denen in dieser Form gedacht werden soll, ist also ein Bezug zu unserer Schule, dem BRG Gröhrmühlgasse, gegeben.
Schüler des BRG – 5 Stolpersteine für Familie Müller:
Paul Müller, geboren am 29. April 1927 in Wiener Neustadt, besuchte die „Bundesrealschule“. Die Familie musste 1938 die Stadt verlassen. Alle vier Kinder der Familie Müller und auch Vater Lazar wurden Opfer der Shoa (des Holocaust).
Schulstandort – 4 Steine für Familie Buxbaum:
In der Gröhrmühlgasse lebte nur eine einzige jüdische Familie, nämlich die Familie Buxbaum. Familienvater Julius verstarb 1942 in einem Ghetto in Polen. Mutter Margarete und ihre beiden Kinder wurden 1942 im Vernichtungslager Chelmno ermordet.
Das Ergebnis der Spendensammlung
Mit Abschluss der Sammlung am 1. April 2011 war ein Betrag von 2.250,- Euro vorhanden. Das gesteckte Ziel wurde vor allem dank der Eltern unserer Schüler und Schülerinnen bei Weitem übertroffen.
In Österreich ist diese Sammelaktion als Schul-Projekt des BRG Gröhrmühlgasse einzigartig, was unbedingt hervorgehoben werden muss.
Die gesamte Spendensumme wurde an den Arbeitskreis „Stolpersteine für Wiener Neustadt“ übergeben und wird zweckgemäß eingesetzt werden, das heißt ausschließlich für die Finanzierung von „Stolpersteinen“ in Wiener Neustadt.
Ausstellung „Stolpersteine des BRG“ im Stadtmuseum
Am Mittwoch, dem 27. April 2011, wurde im Erdgeschoß des Stadtmuseums Wiener Neustadt eine Ausstellung über das Projekt „Stolpersteine des BRG Gröhrmühlgasse“ eröffnet. Es handelt sich um die Ergebnisse der Recherchen des Historikers Dr. Werner Sulzgruber, die hier der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.
Er hatte Biografien über die jüdischen Familien Müller (Baumkirchnerring 5) und Buxbaum (Gröhrmühlgasse 31) erarbeitet, denen „Stolpersteine“ – die ersten „Stolpersteine des BRG Gröhrmühlgasse“ – gesetzt werden, und sich auf die Suche nach alten Fotografien und Postkarten gemacht.
In der Ausstellung wurden alte Stadtansichten aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert gezeigt, mit denen die „städtische Lebenswelt“ um und nach 1900 sichtbar gemacht wurde: etwa die sogenannte „Gröhr“ und die Gröhrmühlgasse, der Baumkirchnerring und heute nicht mehr bestehenden Gebäude. Es ließ sich das Schicksal der in der NS-Zeit im Jahre 1942 ermordeten Familien Buxbaum und Müller nachlesen, ergänzt mit einigen historischen Quellen und Anschauungsmaterial: Schulkatalogen aus Volksschule und Realschule, Dokumenten etc.
Als Gäste konnten von Museumsleiterin Mag.a Eveline Klein und Ausstellungskurator Dr. Werner Sulzgruber einige Vertreter des Arbeitskreises „Stolpersteine für Wiener Neustadt“ (z. B. Frau Dipl.-Ing. Brigitte Haberstroh, Max Huber, Dr. Anton Blaha und Gattin, Pastor Mag. Helmuth Eiwen) und Vertreter des BRG Gröhrmühlgasse (z. B. Dir. Mag. Günther Hofmann, Lehrer und Lehrerinnen, wie z. B. Mag.a Marianne Neuber, Mag.a Margit Polly, Mag. Martin Welte) begrüßt werden. Stellvertretend für die Eltern- und Schülerschaft des BRG waren die Obfrau des Elternvereins, Dr.in Christine Friedrich-Stiglmayr, und eine Schülergruppe aus 6. und 8. Klassen anwesend. Als Vertreter der Stadtgemeinde kam Gemeinderat Mag. Christian Filipp in das Stadtmuseum. Nach der Begrüßung der Gästeschar durch Museumsleiterin Mag.a Klein stellte Dr. Sulzgruber das Projekt „Stolpersteine“, die Erinnerungsarbeit in Wiener Neustadt und die Inhalte der Ausstellung näher vor. Anschließend konnten die Gäste die neuen Ausstellungsbereiche im Museum ansehen. Das Arrangement fand großes Lob, vor allem die Licht-Installationen für vergrößerte „Stolperstein“-Imitationen. Mit Buffet und bei angeregtem Gespräch fand die Veranstaltung ihren Ausklang. Die Ausstellung „Stolpersteine des BRG Gröhrmühlgasse“ lief bis zum Ende der Sonderausstellung „Schicksalswege“, also bis zum 29. Mai 2011.
Verlegung der ersten neun „Stolpersteine des BRG Gröhrmühlgasse“
Die Verlegung der ersten neun „Stolpersteine des BRG Gröhrmühlgasse“ an zwei Verlegestellen (Gröhrmühlgasse 31, Baumkirchnerring 5) und die damit verbundene Gedenkveranstaltung finden am Montag, dem 4. Juli 2011 statt.